Über den gesamten Projektzeitraum wird eine Messstation mit vielfältiger Sensorik das Klima des gemeinschaftlichen Waldgartens aufzeichnen. Je eine weitere Messstation außerhalb des Waldgartens wird Vergleichsdaten liefern. Es ist davon auszugehen, dass sich das Mikroklima im Waldgarten verändern wird, denn je mehr der Waldgarten heranwächst, desto mehr Biomasse und Verschattung wird es geben. Auch ein erhöhtes Grünvolumen und eine erhöhte Wasserspeicherkapazität im Boden und den Pflanzen werden erwartet und haben Auswirkungen auf die Regulierung von Niederschlägen. So verändert sich die Blattoberfläche die für Verdunstungsprozesse zur Verfügung steht, wohingegen der Boden durch Verschattung und Bodenbedeckung feuchter bleibt. Um die Potentiale der Klimaregulation von Waldgärten zu verstehen, trägt die Aufzeichnung von Temperatur, Feuchte, Wind, Einstrahlung und Niederschlag dazu bei, die klimatischen Prozesse im Waldgarten zu beobachten und zu beschreiben.
Messkonzept Mikroklima
Auf der Fläche des gemeinschaftlichen Waldgartens steht eine Klimamessstation, die aufzeichnen soll, wie das Mikroklima auf die veränderte Bewirtschaftung der Fläche reagiert.
Mit Mikroklima oder Kleinklima ist das Klima der bodennahen Luftschicht (Atmosphäre) gemeint, das kleinräumig eine außerordentliche Vielfalt ausprägen kann. Mikroklima wird stark von den vorhandenen Oberflächen (Untergrund, Bewuchs, Bebauung), u.a. deren Rauigkeit und thermischen Eigenschaften, beeinflusst. Ausgehend vom Strahlungshaushalt und den Wärmeflüssen werden die oberflächennahen Temperatur- und Feuchtefelder sowie die Austauschverhältnisse in der bodennahen Luftschicht untersucht.
Die Messstation wurde einige Monate vor der baulich-pflanzlichen Veränderung der Fläche, aufgestellt, um den klimatischen Status-Quo der Fläche aufzunehmen. Die Etablierung des Waldgartens auf der Fläche, die momentan vor allem durch Wiesengräser geprägt ist, wird eine Veränderung der Vegetation mit höherem Gehölzbestand bestehend aus Obstbäumen und Beerensträuchern nach sich ziehen. Auszugehen ist von einer Erhöhung des Grünvolumens durch die Blattmasse und einer Erhöhung der Verschattung. Zeitgleich zur Veränderung der Fläche sollen möglichst durchgängig die nächsten 5 Jahre bis zum Frühjahr 2027 Klimadaten aufgezeichnet werden.
Insgesamt soll jeweils innerhalb und außerhalb der Waldgartenfläche eine Messstation stehen. Bei dem Vergleichsstandort außerhalb wird sich die Bewirtschaftung nicht ändern, d.h. die normale Parkpflege, bestehend aus Wiesenmahd und ggf. Bewässerung, wird weitergeführt und auch dokumentiert.
Durch die anstehenden Pflanzungen und den Bau der Wege wird die Messstation auf der Waldgartenfläche erst nach den großen Veränderungen auf der Fläche (wieder) installiert.
Der Vergleich zwischen den Messreihen innerhalb und außerhalb des entstehenden Waldgartens wird zeigen, welche Veränderungen im Mikroklima auf den Waldgarten zurückzuführen sind. Das heißt, dass es zum Beispiel kühler innerhalb des Waldgartens sein könnte unabhängig von der allgemeinen Wetterlage. Dies kann sowohl an dem zu erwartenden erhöhten Grünvolumen im Waldgarten liegen, welches eine größere Oberfläche für Verdunstungsprozesse bereitstellt (Evapotranspiration), als auch an der Zunahme der Verschattung und damit dem Schutz vor Einstrahlung sowie der erhöhten Wasserspeicherkapazitäten des Bodens durch größere Bodendurchwurzelung. So werden Messungen unter der Erdoberfläche gemacht, um zu beobachten, wie Bodentemperatur und Bodenfeuchte sich entwickeln.
Ein Einflussfaktor dabei ist auch die Bewässerung, die sowohl innerhalb des Waldgartens als auch außerhalb beobachtet und in der Auswertung der Datensätze mitberücksichtigt wird.
Folgende Messungen werden von den Klimastationen abgedeckt:
- Lufttemperatur und Luftfeuchte
- Windrichtung und Windgeschwindigkeit
- Niederschlag
- Globalstrahlung
- Bodentemperatur und Bodenfeuchte
Ergänzt werden die Hauptmessstationen von einzelnen, auf der Fläche verteilten Sensoren für Lufttemperatur und Luftfeuchte, die weitere kleinräumige Bereiche im Waldgarten abdecken sollen, u.a. Baumkronenbereiche, Gebüsche und Bodennähe.